Ich wäre gern…

So manch einer mag sich vielleicht fragen, wo einen das Studium am Ende hinführt. Sitzt man, völlig überqualifiziert, im Supermarkt an der Kasse und hält Lebensmittel an Barcode-Scanner? Oder fährt man Taxi?

Unsere ehemalige Studentin Tabea Michel, die zwischen 2010 und 2012 am Institut für Niederländische Philologie (INP) den Masterstudiengang Niederländisch-Deutsch: Literarisches Übersetzen und Kulturtransfer absolvierte, ist heute, sechs Jahre später, als Teil des Künstlerteams DIE GLORREICHEN FÜNF eine erfolgreiche Bühnenautorin. Ende Mai 2018 hatte das erste gemeinsam entwickelte Theaterstück VON ÜMPFEN, STRÜMPFEN UND (K)EINHÖRNERN  für Menschen ab 4 in Tabeas Heimatstadt Berlin Premiere. Wir von DNLit trafen die Autorin zu einem Gespräch.

Premiere 27.5.2018_Photos Hanna Hildebrand-34

DNLit: Wie entstand die Idee zu diesem Stück?

Tabea: Aus Münster wieder zurück in der Heimat, den Masterabschluss in der Tasche, dachte ich, ich möchte promovieren, und verabredete mich deshalb mit meinem Niederlandistikprofessor von der FU Berlin zu einem Gespräch. Schnell wurde klar, ich will vor allem eines: Schreiben, aber nicht zwingend eine Doktorarbeit. Daher der abschließende Rat meines Gesprächspartners: „Wenn du schreiben willst um des Schreibens willen, dann verabschiede dich vom akademischen Betrieb und mach was Kreatives, nicht so etwas Trockenes wie eine Promotion. Mach etwas, wofür du wirklich brennst.“

DNLit: Das ist ja schön und gut, aber wie kann man davon leben?

Tabea: Ich habe das Glück, mir um finanzielle Dinge keine Sorgen machen zu müssen. Durch eine bei meiner Geburt erworbene schwere Körperbehinderung bin ich voll erwerbsgemindert und beziehe eine entsprechende Rente. Die ist nicht hoch, reicht aber zum Leben und gibt mir die Freiheit, mich den Dingen zu widmen, die ich kann und die mir Spaß machen.

DNLit: Zum Beispiel Geschichten für Kinder schreiben?

Tabea: Ja.

DNLit: Was hat dir den Anlass dazu gegeben?

Tabea: Der damals achtjährige Sohn einer Freundin war bei mir zu Besuch und wir haben uns gegenseitig Geschichten erzählt, bis er mir ehrlich gestand, dass er meine Ausführungen langweilig fand und versprach, mir beim nächsten Mal zu zeigen, was eine wirklich gute Geschichte ausmacht.

DNLit: Und dann?

Tabea: Dann habe ich beschlossen, schon mal ein bisschen zu üben: freiwillig Hausaufgaben zu machen, die ich ihm bei unserem nächsten Treffen vorlege, damit er etwas Konkretes zum Korrigieren hat. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt. (lacht)

DNLit: Wie sahen diese Hausaufgaben aus?

Tabea: Mich faszinieren vor allem immer einzelne Wörter: ihr Klang, ihr Rhythmus. Ich lese sie rückwärts, bastele Anagramme aus ihnen. Eines dieser mich faszinierenden Wörter ist „elegant“. Ich entdeckte es zufällig auf einem Flyer zu einer Ausstellung über chinesische Gewänder. Elegant – das klingt ja wie Elefant, dachte ich, und in meinem Kopf entstand ganz spontan folgender Vers: Ich wäre gern so elegant / wie mein Freund, der Elefant / sprach die Maus und stieg auf eine Leiter / Doch nicht nur größer wollt‘ sie sein, sondern auch viel breiter. So entstand die erste von rund zwanzig Reimgeschichten, die ich meinem Lehrer und seiner jüngeren Schwester zur Prüfung vorlegte.

DNLit: Und wie lautete das Qualitätsurteil?

Tabea: Gut. Jedenfalls bei den meisten. Einige kamen nicht so gut an, die wurden verworfen.

DNLit: Und was passierte mit den Guten?

Tabea: Die habe ich an eine Grafikerin weitergegeben, damit sie sie illustriert und wir ein Buch daraus machen können. Als die Illustrationen beinah alle fertig waren, kam Henrike Baumgart, die spätere Hauptakteurin im Stück, auf mich zu und zeigte mir erste Entwürfe für Vertonungen der Texte. Damit war der Grundstein für das Bühnenspektakel rund um die „ÜMPFE“ gelegt.

DNLit: Verrätst du uns, was ÜMPFE sind?

Tabea: Um das zu erfahren, solltet ihr euch das Stück anschauen. 2019 wird es sogar einen zweiten Teil davon geben.

DNLit: Dafür von uns alles Gute.

 

Die nächste Vorstellung der ÜMPFE (Teil 1) findet am 19.08.2018 um 17.00 Uhr im CIRCUS CHARIVARI am S-Bahnhof Storkower Str. statt. Mehr Infos finden Sie hier.
Fotos: Hanna Hildebrand

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